Betrachtet man die aktuellen Diskussionen um Schrumpfung und deren Möglichkeiten und deren Chancen, so ist einzuräumen, dass beide christlichen Kirchen - freilich eher unfreiwillig - eine Avantgardeposition einnehmen. Schon seit den 1990er Jahren versuchen sie ihren Gebäudebestand den schrumpfenden Mitgliederzahlen anzupassen. Die Heiliggeistkirche, Teil der Anlage des von 1233errichteten Dominikanerklosters, in dem sich seit 1958 der Sitz des Evangelischen Regionalverbandes befindet, wird heute vorwiegend als Veranstaltungsraum genutzt. Der Entwurf von INDEX-Architekten, der unter anderem mit dem Einbau einer Bibliothek die Stärkung der aktuellen öffentlichen Nutzung vorsieht, führt die Überlegungen des Projekts "Kulturmeile Braubachstraße" fort. Gegenüber den historischen Kirchenfenstern soll eine Regalstruktur aufgebracht werden, an der - wie Schwalbennester - Balkone hängen, die als Leseinseln dienen. Die bunten Brüstungen der Balkone sowie die insgesamt 30.000 Exponate umfassende Sammlung des Regionalverbandes fungieren als Pendant zu den farbigen Fenstern. Im Kirchenraum selbst soll ein begehbares, nach oben offenes Möbel installiert werden, das als Variation des Themas "Haus im Haus" eine konzentrierte, nahezu kontemplative Atmosphäre für Diskussionen und Lesungen bietet.